Donnerstag, 15. September 2011

Silvio Berlusconi hat erkannt,dass seine Zeit als Politiker gekommen ist,loszulassen und Abschied...

Bemerkenswerter Beitrag von Italien-Korrespondent Tilman Kleinjung

Aber in Sachen Charisma bin ich auch im Fall Silvio Berlusconi  anderer Meinung ! 
Spontan stellte ich mir gerade dazu die Frage,wie alt die Interpretation,wie alt die 
Definition des Begriffes,der Bezeichnung Charisma sein mag ???
Offenbar ziemlich eindeutig zu alt :
Schließlich wird der Begriff Charisma in der Öffentlichkeit doch vermehrt als 
beinah erstrebenswert positiv dargestellt.Tilman Kleinjung beschreibt den 
Oppositionschef Pier Luigi Bersani auch als uneitel,nüchtern und weiter ohne 
Charisma - eben darum angeblich keine geeignete Führungsperson.


Ich schaue mir gerne Fachvorträge von Wissenschaftlern u.Experten in 
verschiedenen Bereichen an und bin immer wieder beeindruckt von deren bemüht 
klarer Ausdrucksweise ! 
= Für mich hat sowas in gewisser Weise was von Charisma !


Hingegen konnte ich bei Old Silvio eher kein neuzeitliches Charisma ausmachen.
Ich denke,es ist doch an der Zeit,mit der Begrifflichkeit mehr positive Tugenden 
in Verbindung zu bringen !


Warum sollte also nicht auch z.B. Pier Luigi Bersani eine politische Führungs-
persönlichkeit werden können ???


= Es sieht doch eher so aus,als würden auch nicht wenigen Italienern sozusagen 
die weitervererbten Mussolini-Erlebnisse noch zu sehr in Mark und Bein stecken.
Mit herzlichen Grüßen Thomas Karnasch


Porträt von Oppositionsführer Bersani

Der Anti-Berlusconi

Uneitel, ohne private Skandale, nüchtern - Oppositionschef Pier Luigi Bersani ist ein Gegenentwurf zu Regierungschef Berlusconi. Doch obwohl Berlusconis Gebaren für Verdruss sorgt und sich die soziale Lage verschlechtert, ist fraglich, ob Bersani die Massen hinter sich scharen kann. Er ist kein Volkstribun.
Von Tilmann Kleinjung, ARD-Hörfunkstudio Rom
Es gibt einen beliebten Erklärungsversuch für das Phänomen Berlusconi: Die Stärke des italienischen Ministerpräsidenten beruht auf der Schwäche der Opposition. Zerstritten, ziellos und vor allem führungslos präsentiere sich die stärkste Oppositionskraft in Italien, die Demokratische Partei.
Diese Kritik richtet sich unmittelbar gegen deren Vorsitzenden Pier Luigi Bersani, der in allem der Gegenentwurf zu Berlusconi zu sein scheint: Prinzipientreu, nüchtern, uneitel und vor allem ohne Charisma. Bersani sagt: Gott sei Dank bin ich anders. "Nein, wir haben keinen Berlusconi und wir wollen auch keinen. Charisma bedeutet im Italienischen: eine Gabe Gottes. Wer denkt, charismatisch zu sein, ist es nicht, sondern er ist anmaßend und eingebildet.
Pier Luigi Bersani (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes In allem ein Gegenentwurf zu Berlusconi: Pier Luigi Bersani
Berlusconi tritt in der Öffentlichkeit kaum mehr in Erscheinung, und wenn dann nur gut hergerichtet für die Fernsehkameras. Beim Zustandekommen des 54-Milliarden-Euro-Sparpakets, das gerade das Parlament passierte, lieferte er eine miserable Vorstellung. Jeden Tag legte er einen anderen Vorschlag vor. Deshalb muss sich Bersani eine Frage oft anhören: Warum schafft ihr es nicht, diesen Mann aufs Altenteil zu schicken? Bersanis Antwort: "Es ist eben nicht einfach, diese Phase zu überwinden. Noch verfügt die Regierung über eine Mehrheit im Parlament. Aber der Abstand zur öffentlichen Meinung ist schon sehr groß."

Bersani - kein Anführer für die Unzufriedenen

Der Unmut über die Regierung liegt vor allem am Sparkurs begründet, den die Regierung eingeschlagen hat. Die Privilegien einiger weniger bleiben weitestgehend unangetastet, während die große Mehrheit über eine Mehrwertsteuererhöhung zur Kasse gebeten wird. Bersani führt ein weiteres Problem an: "Mich schmerzt auch, dass Italien zum Risikofaktor für Europa geworden ist. Unser Land befindet sich in einer Lage, in der es sich nicht befinden dürfte, wenn man die Fundamente unserer Wirtschaft sieht."
Italien steht ein heißer Herbst bevor: Bereits am Mittwoch kam es rund um das Parlament zu kleineren Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Doch Bersani dürfte kaum der geeignete Kandidat sein für die Spitze der Protestbewegung. Auch wenn er sich gern hemdsärmlig präsentiert, ist er nicht der Volkstribun, der die Massen anführt. Er ist ein nüchterner Sachpolitiker, der die Regierung Berlusconis wegen ihrer Politik kritisiert und nicht wegen der moralischen Verfehlungen ihres Ministerpräsidenten.

Ein Mann, der zu seinen Idealen steht

Bersani begründet es damit, dass es bei Berlusconi um mehr gehe als gutes Benehmen. "Er und die Lega Nord haben die politische Linie der Rechten auf ihre Weise interpretiert. Das heißt: Angriff auf den Staat, Angriff auf die Politik, Angriff auf die Steuern, Angriff auf alle Regeln im Namen einer ungebremsten Freiheit."
Silvio Berlusconi  (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes An Berlusconi ist vielmehr zu kritisieren als dessen Benehmen, sagt Bersani. Für Berlusconi ist "Politiker" ein Schimpfwort, für Bersani ein Beruf, mehr noch eine Berufung. Anders als viele italienische Spitzenpolitiker wechselte er nicht die Fronten, wanderte nicht zwischen den Parteien, er war schon immer ein Linker.
"Ich stehe treu zu den Idealen meiner Jugend", sagt er mit einem Anflug von Selbstironie. Der Mann mit den jugendlichen Idealen wird am 29. September 60 Jahre alt. Am selben Tag feiert Berlusconi seinen 75.
Stand: 15.09.2011 17:46 Uhr