Dienstag, 15. Mai 2012

"Seehofers öffentliche Kritik: Der bayerische Löwe brüllt aus Furcht"

Seehofers öffentliche Kritik

Der bayerische Löwe brüllt aus Furcht

Von Christoph Grabenheinrich, SR, ARD-Hauptstadtstudio Berlin
Frei nach Giovanni Trappatoni könnte man fragen: Was wolle Seehofer? Erst gibt der CSU-Chef den Blockierer, will an weiteren Koalitionsgipfeln nicht teilnehmen. Kurz darauf setzt der Profi-Springteufel zur Kehrtwende an, fordert ein baldiges Spitzentreffen, um das Wahldebakel von NRW aufzuarbeiten. Das Ganze garniert mit schärfster Schelte an Umweltminister Röttgen, der es in den Augen Seehofers völlig vergeigt hat.
Den Christsozialen treibt dabei der Eigennutz. Der bayerische Löwe brüllt aus Furcht. Im kommenden Jahr wird nicht nur im Bund gewählt, sondern auch in Bayern. Seine Befürchtung: Wer nicht geneigt ist, der Union auf Bundesebene seine Stimme zu geben, dem könnte das auch in Bayern schwer fallen, wo es nicht nur wegen des veritablen Herausforderers Ude von der SPD ohnehin

Warum also nicht nachtreten?     

Getreu dem Motto: "Wer laut genug poltert, findet auch Gehör", setzt er also zur Generalattacke an, will so den Druck erhöhen, um sein Lieblingsbaby Betreuungsgeld durchzudrücken, die Energiewende zu beschleunigen, die ewig versprochenen Steuersenkungen auf den Weg zu bringen. Alles Themen, die ihm die bayerischen Wähler zutreiben sollen.
Dass das auf Kosten des Ministers der Schwesterpartei geht, stört den bekennenden Populisten nicht. Seehofer kennt Röttgens miese Beliebtheitswerte, führt ohnehin seit geraumer Zeit eine Privatfehde gegen den von ihm wenig geliebten Modernisierer in der Union. Warum also nicht nachtreten, wenn es doch populär ist?

Zustand der Koalition wird nicht besser

Zudem merkt er, dass die FDP auch auf Kosten der Union punkten konnte, die so Gefahr läuft, den Liberalen das Etikett "bürgerlich" zu überlassen. Also mal wieder die große rhetorische Keule, die ihm ohnehin am besten liegt.
Sein vorgebliches Ziel, eine bessere schwarz-gelbe Regierung in Berlin, erreicht er so wohl kaum, schlägt dafür veritable Löcher in die Luft und beweist mal wieder, dass er ein unsicherer Kantonist ist. Zur ohnehin langen Liste von Problemen der Kanzlerin fügt er so noch eins hinzu. Der von ihm kritisierte Zustand der Koalition wird dadurch nicht besser.

Korrespondent

Christoph Grabenheinrich, SRHintergrundlogo SR

Christoph Grabenheinrich, SR

Stand: 15.05.2012 16:32 Uhr

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