Sonntag, 21. April 2013

Verhandlungen für Mindestlohn im Friseurhandwerk beginnen

Verhandlungen für Mindestlohn im Friseurhandwerk beginnen

21. April 2013 | ver.di, die Tarifgemeinschaft des Zentralverbandes des deutschen Friseurhandwerkes und die Landesinnungsverbände nehmen morgen in Würzburg die Verhandlungen über einen branchenweiten Mindestlohn für das Friseurhandwerk auf.
„Die Verhandlungen bieten die historische Chance, einen Niedriglohnsektor wie das Friseurhandwerk auf den Weg zu fairen Löhnen zu bringen“, sagt ver.di-Verhandlungsführerin Ute Kittel. Ein Mindestlohn für Friseurinnen und Friseure von bundeseinheitlich 8,50 Euro solle bis spätestens 2015 erreicht werden. Das sei ein ambitioniertes Ziel, aber machbar.
„Damit wird die Basis geschaffen, weitere vernünftige Lohnentwicklungen im Friseurhandwerk voranzutreiben. Auch wenn das bedeutet, dass es in manchen Landstrichen zu 150 Prozent Tariferhöhung führen wird“, sagt Kittel. In der Konsequenz folgten den fairen Löhnen dann auch faire Preise. Es könne nicht angehen, dass  Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch Niedriglöhne die Preise für Friseurdienstleistungen subventionierten. Außerdem lasse sich der Nachwuchs- und Fachkräftemangel nur durch eine faire Gehaltspolitik stoppen, so die Gewerkschafterin.

Samstag, 20. April 2013

Whistleblower in Praxen und Kliniken brauchen Schutz

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Whistleblower in Praxen und Kliniken brauchen Schutz

17. April 2013| Sie sollen wegschauen oder gar mitmachen. Dabei werden sie zu unfreiwilligen Helfern. Und wenn sie den Betrug aufdecken, riskieren sie ihren Arbeitsplatz. Die Rede ist von Whistleblowern im Gesundheitswesen. Anlässlich einer Anhörung am heutigen Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags fordert ver.di ein Whistleblower-Schutzgesetz.
Der Arzt rechnet Leistungen ab, die er nicht erbracht hat. Die Klinik behauptet, der Chefarzt selbst habe den Patienten untersucht. Ein Behandlungstermin wird verschoben, damit er in einen anderen Abrechnungszeitraum fällt. Möglichkeiten gibt es viele. Schätzungsweise sechs Prozent aller Ausgaben gehen Krankenkassen durch Falschabrechnungen verloren. Doch nachweisbar sind Korruption und Falschabrechnung nur schwer. Krankenkassen sind deshalb auf couragierte Beschäftigte im Gesundheitswesen angewiesen, wollen sie Betrug und Korruption aufdecken. Doch diese Whistleblower haben bisher keinerlei Schutz vor Nachteilen durch den Arbeitgeber.
„Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die gegen Korruption und Abrechnungsbetrug kämpfen, müssen arbeitsrechtlich auf der sicheren Seite sein.“
Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied
ver.di fordert von der Bundesregierung entschiedener gegen Korruption im Gesundheitswesen vorzugehen als bisher. Zudem müssten Beschäftigte, die den Tipp zur Aufdeckung geben, besser geschützt werden. „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die gegen Korruption und Abrechnungsbetrug kämpfen, müssen arbeitsrechtlich auf der sicheren Seite sein“, forderte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.
Patientinnen und Patienten müssten sich bei der ärztlichen Behandlung darauf verlassen können, dass die Maßnahmen vor allem ihrer Gesundheit dienen und nicht allein der Befriedigung wirtschaftlicher Interessen unterschiedlicher Akteure, sagte die Gewerkschafterin weiter. Letztendlich fehle das Geld am Ende für eine hochwertige Versorgung und ausreichende Personalausstattung, wenn Korruption nicht unterbunden werde.
Weitere Informationen zum Thema im ver.di-Newsletter Gesundheitspolitik Ausgabe 3/2012:
  • Korruption verhindert gute Versorgung
  • Falschabrechnungen: Sollen Beschäftigte schweigen?

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So wichtig wie der Dollar: Ökonom prophezeit Euro eine große Zukunft

Mittwoch, 17.04.2013, 13:41
Euro-Rettung, HWWI, Schuldenkrise, Thomas Straubhaar
dpa Der Euro hat zuletzt deutlich an Wert gewonnen
Die Zahl der Krisenstaaten in der Euro-Zone wächst. Milliarden fließen in ihre Rettung. Aber der Einsatz lohnt sich, ist der Hamburger Top-Ökonom Straubhaar überzeugt. Denn mit dem Euro steige Europas Gewicht in der Welt.
Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, hat vor einer Abschaffung des Euro  gewarnt. Wenn die Euro-Zone zerbreche, würden die Zentrifugalkräfte in Europa größer. „Eine Renationalisierung würde Europa um Jahre zurückwerfen“, sagte Straubhaar am Mittwoch in Hamburg.

Er stellte eine Studie zur Zukunft des Euro im globalen Währungssystem vor, die die Hamburger Sparkasse beim HWWI in Auftrag gegeben hatte. Der Euro sei besonders für einen Außenhandelsstandort wie Hamburg von immenser Bedeutung, sagte der Wissenschaftler. Durch den Euro könnten deutsche Unternehmen Milliarden im täglichen internationalen Zahlungsverkehr sparen. Trotz der aktuellen Turbulenzen bleibt eine konsequente Eurostabilisierung für die deutsche Wirtschaft ohne echte Alternative.“

Drei große Währungen

In der Studie sagt das HWWI voraus, dass es in Zukunft drei große Währungsräume und globale Währungen im Weltwährungssystem geben wird – den US Dollar, den chinesischen Renminbi und den Euro. Die große Unbekannte ist der Renminbi. Es ist heute unklar, wann der Renminbi zu einer voll konvertiblen Reservewährung aufsteigt und wie stark die damit verbundene Aufwertung sein wird.

Neben den großen Währungsräumen mit ihren kulturell und wirtschaftlich verwobenen Peripheriestaaten werde es einige weitere Währungen von großen Volkswirtschaften geben , heißt es in der Studie. Dazu zählen zum Beispiel der brasilianische Real oder die indische Rupie. Alle kleineren Volkswirtschaften würden sich dagegen zu regionalen Währungsverbünden zusammenschließen oder ihre Währung an eine der drei großen Währungen binden.

Mehr Vor- als Nachteile durch den Euro?

„Alles spricht dafür, dass mit fortschreitender globaler Vernetzung die Zahl der Währungen insgesamt sinkt. Vor diesem Hintergrund ist es für Europa mittelfristig wichtig, den Euro als bedeutende Währung der Weltwirtschaft zu erhalten“, so Straubhaar. „Das heterogene Europa ist zwar – Stand heute – als nicht-optimaler Währungsraum zu betrachten. Viele weitere Reformen sind nötig. Die Vorteilhaftigkeit einer gemeinsamen Währung steht aber langfristig nicht zur Diskussion.“
Denn laut der Studie sichert eine starke Währung den Einfluss Europas in der Welt. „Europa kann mit einem Euro als global wichtiger Währung viele der strategischen Zukunftsfragen, von der Handelspolitik bis hin zu Fragen des Klimawandels oder des Zugangs zu Energie und Rohstoffen, wirtschaftlich, politisch und geopolitisch mit hoher Sicherheit eine maßgeblichere Rolle spielen als ohne Euro.“
csf/dpa

Mittwoch, 17. April 2013

"Wie die Iraner die Juden retteten"

Wie die Iraner die Juden retteten

Bislang hat die Geschichte es nicht gut gemeint mit den Juden. In ihrer langen Geschichte wurden sie ein ums andere mal überfallen, niedergemetzelt und verschleppt. Es gab jedoch auch Völker, die ihnen halfen, sie befreiten und in ihre Heimat zurückkehren ließen. Beispielsweise die Perser des heutigen Irans
nicht übel Moses
nicht übel Moses, weiter so
Gerade einmal 700 Jahre waren vergangen, seit das Volk der Juden im Jahre 1312 v. Chr. der ägyptischen Gefangenschaft entkommen konnten. Ein gewisser Moses soll damals komische Sachen mit dem roten Meer gemacht haben. Inzwischen hatten sich die Juden in ihrer alten Heimat wieder recht gut eingelebt. Sie besaßen Macht, Reichtum und einen bemerkenswerten Tempel, gebaut unter König Salomon in Jerusalem. Dann jedoch nahm das Schicksal erneut seinen Lauf. Ein gewisser Herr Nebukadnezar, Beruf König, eroberte 597 v. Chr. erneut das Land, zerstörte weite Teile Jerusalems sowie des Tempels des Salomon und tat, was seinerzeit bereits der Pharao getan hatte. Alle Juden die Bildung und Intelligenz besaßen, also die gesamte High Society, wurden eingesammelt und nach Babylon verschleppt, um dort durch ihr Wissen und Können Infrastruktur und Wirtschaft aufzupeppen. Dieses Babylon liegt ziemlich zentral im heutigen Irak. Und dort würden die armen Kerle auch heute noch sitzen, wenn, ja wenn nicht ein freundlicher Nachbar sie da rausgehauen hätte Weiterlesen
Veröffentlicht unter Kriege, Nachdenkliches, Politisches, Psychologie | 1 Kommentar

Sonntag, 7. April 2013

Prognos-Studie: Euro-Austritt der Krisenländer könnte 17 Billionen kosten

Und wieviel kostet der beinah nazistische Austritts-Populismus durch

  • Griechenland Euro Austritt News + Nachrichten ... - News Reader

    Griechenland Euro Austritt - News & Aktuelle Nachrichten aus Zeitungen, ...
    Politiker der schwarz-gelben Koalition haben 
    Athen zuletzt den Euro-Austritt nahegelegt.
    ... FOCUS-Online-User fordern Euro-Austritt Deutschlands - „Raus aus dem ...
    http://news.feed-reader.net/151464-griechenland-euro-austritt.html

Prognos-Studie Euro-Austritt der Krisenländer könnte 17 Billionen kosten

Was kostet es, wenn Länder wie Griechenland aus dem Euro austreten? Genau weiß es natürlich keiner, aber ein Wirtschaftsforschungsinstitut hat jetzt im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung mal nachgerechnet. Die Erkenntnis: Unter Umständen ist der Schaden für Deutschland größer als für die Länder, die austreten.
Mit der Idee eines Ausstiegs Griechenlands aus der Euro-Zone hatten immer wieder deutsche Politiker geliebäugelt: Markus Söder (CSU) etwa, Bayerns Finanzminister, hielt im Juli den Austritt für "zwangsläufig". Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) befand sogar, ein Ausstieg habe längst "seinen Schrecken verloren".
Nun zeichnet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung mal ein völlig anderes Szenario: Bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro hätten die wichtigsten Volkswirtschaften bis 2020 einen Verlust von 674 Milliarden zu tragen. Ein Ausstieg der Euro-Länder Spanien, Italien, Griechenland und Portugal könnte sogar bis zu 17,2 Billionen Euro an Wachstumsverlusten führen, schreibt die Stiftung.
Das höchste Minus beliefe sich in Frankreich auf 2,9 Billionen Euro, in den USA auf 2,8 Billionen Euro, der Verlust in China auf 1,9 und in Deutschland auf 1,7 Billionen Euro. Die wirtschaftlichen Einbußen in Deutschland wären dann mit 21.000 Euro pro Kopf teilweise noch höher als etwa in Griechenland mit mehr als 15.000 Euro.

"Für die europäische Solidargemeinschaft kaum verkraftbar"

"Wir müssen jetzt in der aktuellen Situation unbedingt den Ausbruch eines Flächenbrandes verhindern", warnte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. Durch das Ausscheiden Griechenlands oder Portugals würden die Märkte verunsichert und die Risiken so drastisch, dass eine weitere Erosion der Euro-Zone unvermeidlich wäre. Auch die Belastungen des Austrittes für die Länder selbst seien für die europäische Solidargemeinschaft kaum verkraftbar, behauptete De Geus.
Zwar wäre ein isolierter Austritt Griechenlands und sein Staatsbankrott ökonomisch verkraftbar, so das Fazit der Analysten. Der Ausstieg könnte aber die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen, die dann auch nicht-europäische Volkswirtschaften wie die USA und China treffen würde.
Die Studie basiert auf Berechnungen des Basler Forschungsinstituts Prognos. Es analysiert unter der Annahme eines griechischen Euro-Austritts sowohl finanzielle Folgen als auch Wachstumsverluste für Deutschland und andere wichtige Industrie- und Schwellenstaaten bis 2020. Um die Ausstiegskosten berechnen zu können, wurde für alle betroffenen Länder ein Schuldenschnitt von 60 Prozent bei privaten wie öffentlichen Gläubigern angenommen. Zusätzlich wurde eine Abwertung von 50 Prozent der jeweils neu eingeführten Währungen in den Austrittsländern gegenüber dem Euro unterstellt.
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Quelle und Bearbeiter: Süddeutsche.de/dpa/sana/hgn/gba

Freitag, 5. April 2013

Finanzaufseherin König: "Wir müssen große Banken abwickeln können"

Finanzaufseherin König: "Wir müssen große Banken abwickeln können"

Frankfurter Bankenviertel: "Die Spareinlagen müssen geschützt werden"Zur Großansicht
DPA
Frankfurter Bankenviertel: "Die Spareinlagen müssen geschützt werden"
Vor dieser Frau zittern Deutschlands Banker: Elke König ist die Chefin der mächtigen Finanzaufsicht BaFin - im Interview fordert sie Lehren aus der Rettungsaktion in Zypern. In der Affäre um Steueroasen droht sie den heimischen Geldinstituten mit Konsequenzen.
Bonn - Deutschlands oberste Finanzaufseherin fordert Lehren aus der europäischen Rettungsaktion in Zypern. "Wir brauchen dringend ein einheitliches Abwicklungssystem - in den einzelnen Ländern, aber auch auf europäischer Ebene", sagt BaFin-Chefin Elke König im Interview mit SPIEGEL ONLINE. "Unser Ziel muss es sein, dass wir auch größere Institute sinnvoll abwickeln können, wenn sie in Schieflage geraten."
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Anders als in Zypern will König die Sparer bei einer Bankabwicklung aber so weit wie möglich schonen. Zunächst müssten deshalb die Aktionäre einer Bank haften, dann die Anleihengläubiger, sagt die oberste Aufseherin. "Die Spareinlagen müssen geschützt werden - auch wenn man darüber diskutieren kann, ob das nur bis zu einer bestimmten Höhe gelten sollte." In der Affäre um Geschäfte in Steueroasen droht die BaFin-Chefin den heimischen Banken mit Konsequenzen. Wenn die Behörde Anhaltspunkte habe, "dass ein Institut systematisch gegen Steuerrecht verstößt oder dabei hilft, werden wir dies bankaufsichtlich untersuchen", sagt König. "Die Banken tragen da eine besondere Verantwortung."
Angesprochen fühlen könnte sich womöglich die Deutsche Bank Chart zeigen. Ihr Name taucht unter anderen in den Berichten über Geschäfte in Steueroasen auf. Laut Recherchen von "Süddeutscher Zeitung" und NDR soll das Institut über seine Filiale in Singapur mehr als 300 Treuhandfonds und Briefkastenfirmen gegründet haben. Ein Banksprecher sagte auf Anfrage, man biete "Dienstleistungen für vermögende Kunden auf der Grundlage an, dass die Kunden ihre Steuerangelegenheiten vollumfänglich regeln und dabei alle Steuergesetze und Meldeverpflichtungen befolgen".
Im Umgang mit Bankberatern rät Deutschlands oberste Aufseherin den Verbrauchern zur Vorsicht: "Grundsätzlich muss sich der Kunde aber darüber im Klaren sein, dass der Berater etwas verkaufen will", sagt König. "Wenn ein Autoverkäufer Ihnen ein Fahrzeug verkaufen will, an dem er mehr verdient, wundern Sie sich ja auch nicht."
Lesen Sie im ausführlichen Interview, warum BaFin-Chefin König nicht viel von der geplanten Deckelung für Bonuszahlungen hält - und wie sie selbst von den Enthüllungen in der Libor-Affäre um manipulierte Zinssätze überrascht wurde.
SPIEGEL ONLINE: Der Fall Zypern hat Bankkunden in ganz Europa verunsichert. Zum ersten Mal seit Beginn der Finanzkrise müssen dort Sparer mit ihren Guthaben für marode Banken haften. Wird das jetzt zum Normalfall?
König: Man kann das nicht auf ganz Europa übertragen. In Zypern gibt es einen sehr großen Bankensektor mit einem einseitigen Geschäftsmodell: Man hat große Sparguthaben angezogen und dieses Geld dann angelegt. So ist ein sehr fragiles System entstanden. Trotzdem muss man Lehren aus dem Fall Zypern ziehen.
SPIEGEL ONLINE: Welche?
König: Wir brauchen dringend ein einheitliches Abwicklungssystem - in den einzelnen Ländern, aber auch auf europäischer Ebene. Unser Ziel muss es sein, marode Banken nach marktwirtschaftlichen Regeln abzuwickeln. Das heißt: Wer die Gewinne erhält, muss auch das Risiko tragen. Deshalb haftet zunächst das Eigenkapital, also die Aktionäre. Dann kommt das Fremdkapital, also diejenigen, die in Anleihen der Bank investiert haben. Und dann ist normalerweise das Ende erreicht. Die Spareinlagen müssen geschützt werden - auch wenn man darüber diskutieren kann, ob das nur bis zu einer bestimmten Höhe gelten sollte.
SPIEGEL ONLINE: In Deutschland wurde lange darauf gesetzt, Banken mit Steuergeld zu retten. Mehr als 250 Milliarden Euro wurden dafür bereitgestellt, allein die Verluste des Rettungsfonds Soffin belaufen sich auf 23 Milliarden Euro. Würde man sich in Deutschland mittlerweile trauen, eine Bank pleitegehen zu lassen und abzuwickeln?
König: Das tun wir jedes Jahr - allerdings sind es meist kleinere Banken. Unser Ziel muss es sein, dass wir auch größere Institute sinnvoll abwickeln können, wenn sie in Schieflage geraten. Es kann ja nicht sein, dass wir dauerhaft in einem System leben, in dem der Zusammenhang zwischen Ertrag und Risiko nicht für alle Banken gilt. Nach dem Motto: Wenn es gutgeht, profitieren die Eigentümer und Gläubiger, und wenn es schiefgeht, zahlt der Steuerzahler.
SPIEGEL ONLINE: Sechs Jahre nach Beginn der Finanzkrise ist das Bankensystem immer noch krisenanfällig. Für viele Bürger scheint es, als habe sich nichts verbessert. Wieso kommen die Reformen so langsam voran?
König: Doch, es ist eine Menge geschehen. In Deutschland ist das System aus meiner Sicht sicherer geworden. Auch international werden die Banken mittlerweile besser überwacht. Aber viele Maßnahmen können eben nur langfristig wirken, zum Beispiel die Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen. Die Krise ist auch deshalb so schwierig zu bekämpfen, weil sie sich in einer Art Spirale bewegt: Es begann mit einer Bankenkrise, ausgelöst durch zu viel billiges Geld. Die Rettung der Banken trug dann zur Entstehung der Staatsschuldenkrise bei - und die verursachte wiederum eine Bankenkrise.
SPIEGEL ONLINE: Gerade bei diesem Kernproblem, der zu engen Verknüpfung zwischen Staaten und Banken, gibt es aber überhaupt keine Fortschritte.
König: Das stimmt nur teilweise. Wir sind auf dem Weg zu einer Bankenunion. Wir werden ab dem kommenden Jahr eine gemeinsame europäische Bankenaufsicht haben. Das wäre für Deutschland nicht unbedingt nötig gewesen. Aus europäischer Perspektive ist es aber richtig.
SPIEGEL ONLINE: Reicht eine gemeinsame Aufsicht aus?
König: Nein, die reicht natürlich nicht. Zu einer Bankenunion gehören darum auch gemeinsame Restrukturierungsregeln und Fonds, um Banken im Ernstfall abwickeln zu können. Wir haben dies in Deutschland mit dem Bankenrestrukturierungsgesetz schon geschaffen. Ob es nationale Fonds sein werden oder ein großer europäischer Topf, das ist letztlich eine politische Entscheidung.
SPIEGEL ONLINE: Der Fall Zypern hat doch gerade eindrucksvoll gezeigt, dass nationale Fonds nicht funktionieren können. Kein zyprischer Fonds hätte die zyprischen Banken auffangen können.
König: Stimmt. Das hätte Zypern überfordert. Deswegen ist es auch gut und hilfreich, dass wir jetzt in Europa dauerhafte Krisenmechanismen bereithalten, die dann im Rahmen von Programmen einem Mitgliedstaat beispringen können. Eines ist aber sicher: Die unheilvolle Verbindung zwischen Staaten und Banken lässt sich nicht gänzlich aufheben. Ein europäischer Fonds würde das Problem nur eine Ebene höher schieben.
SPIEGEL ONLINE: Die Bankenbranche ist heute mehr denn je vom Staat abhängig - und trotzdem fließen dort so hohe Bonuszahlungen wie in keinem anderen Sektor. Warum eigentlich?
König: Die Gehälter in Industrie und Finanzsektor haben sich früher ähnlich entwickelt. Doch irgendwann haben sich die Banken entkoppelt - ohne logischen Grund. Wenn Sie in der Forschungsabteilung eines Chemieunternehmens arbeiten und eine tolle Idee haben, dann bekommt das Unternehmen ein neues Patent und Sie werden bei der Weihnachtsfeier hoffentlich lobend erwähnt. Vielleicht wird es sich auch bei Ihrer Bezahlung bemerkbar machen, mehr aber auch nicht. In einem kleinen Teil der Bankenbranche kam dagegen irgendwann die Idee auf, dass derjenige, der einen Deal eingefädelt hat, am Erfolg des Geschäfts beteiligt werden muss.
SPIEGEL ONLINE: Ist das nicht auch in Ordnung?
König: Für Unternehmer ist das in Ordnung, denn sie haften ja auch für den Misserfolg. Aber als Angestellter einer Aktiengesellschaft ist das eben nicht der Fall. Dort haften andere.
SPIEGEL ONLINE: Die EU will die Banken zwingen, die Boni auf das Doppelte des Festgehalts zu begrenzen. Reicht das, um künftige Exzesse zu vermeiden?
König: Das ist eine politische Forderung, die im aktuellen Umfeld nachvollziehbar ist. Sie löst aber nicht das eigentliche Problem. Wenn die variable Vergütung begrenzt wird, fürchte ich, steigt die feste Vergütung, um die gewünschte Gesamtsumme zu erreichen.
SPIEGEL ONLINE: Was ist das eigentliche Problem?
König: Es geht darum, wie die Vergütung gestaltet ist. Sie darf nicht nur kurzfristige Anreize setzen, sondern muss vorrangig langfristige Komponenten enthalten - auch die Möglichkeit, das Geld in bestimmten Fällen nicht auszuzahlen. In Deutschland haben wir dazu schon Mindestanforderungen. Das ist entscheidender als die Frage, wo man die Zahlungen deckelt.
SPIEGEL ONLINE: Einer aktuellen Umfrage zufolge vertrauen nur noch 29 Prozent der Bürger in Deutschland den Banken - auch ein Ergebnis der Finanzkrise. Ist die Branche selbst schuld?
König: Die Banken sind sicherlich mit daran schuld. Aber zu einem großen Teil ist das Misstrauen auch ungerechtfertigt. Wenn ein Bürger auf die Banker schimpft, meint er wahrscheinlich nicht den Mitarbeiter, der ihn in seiner Filiale betreut.
SPIEGEL ONLINE: Naja, gerade bei der Beratung in den Filialen hapert es ja. Wer zum Bankberater geht, muss damit rechnen, dass der vor allem seine eigene Provision im Kopf hat und nicht das Wohl des Kunden.
König: Darum ist es auch Aufgabe der Banken, die Anreize für den Vertrieb vernünftig zu gestalten. Grundsätzlich muss sich der Kunde aber darüber im Klaren sein, dass der Berater etwas verkaufen will. Wenn ein Autoverkäufer Ihnen ein Fahrzeug verkaufen will, an dem er mehr verdient, wundern Sie sich ja auch nicht.
SPIEGEL ONLINE: Vom Bankberater erwartet man schon etwas anderes als von einem Autoverkäufer. Schließlich nennt er sich Berater.
König: Deshalb achten wir auch darauf, dass die Transparenz verbessert wird. Ich halte nichts davon, bestimmte Produkte zu verbieten. Diese Entscheidung sollte man dem Markt überlassen. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die Kunden wissen, was sie kaufen - und der Bankberater muss ihnen auch sagen, ob es zu ihnen passt. Einem Achtzigjährigen noch strukturierte Produkte zu verkaufen, das passt in der Regel nicht.
SPIEGEL ONLINE: Der Skandal um manipulierte Zinssätze hat das Vertrauen vieler Menschen weiter erschüttert. Wie kann es sein, dass so viele Banken so lange wichtige Zinssätze manipulieren konnten, auf denen Tausende von Finanzprodukten basieren?
König: Ich selbst habe in meiner früheren Tätigkeit auch Verträge unterschrieben, bei denen als vereinbarter Zins Libor plus X angegeben war. Und ich habe nicht gefragt, wie der Libor berechnet wird. Heute frage ich mich natürlich auch: Wie kann man ein System darauf bauen, dass einige Banken Werte melden, die gar nicht auf tatsächlichen Geschäften beruhen, sondern auf Schätzungen? Das muss sich ändern. Wir müssen diese Referenzzinssätze kurzfristig stabiler berechnen und mittelfristig ablösen. Die Manipulationen sind noch mal ein gesondertes Thema.
SPIEGEL ONLINE: Aber ein besonders ärgerliches.
König: Es gab eine Gruppe von Händlern, die offensichtlich mit sehr wenig Skrupeln den Zins dahin bewegen wollte, wo sie ihn brauchte. Da ist die Ethik völlig abhandengekommen. Das kam mir ein wenig so vor wie Halbstarke untereinander.
SPIEGEL ONLINE: Auch die Deutsche Bank ist in den Skandal verwickelt. Ihre Behörde hat deshalb eine Sonderprüfung eingeleitet. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
König: Wir werden den Prüfungsbericht wie üblich auswerten. Dass es in der Vergangenheit bei zahlreichen Instituten organisatorische Mängel gab, ist sicherlich unbestritten. Aber welche Maßnahmen wir von welchem Institut verlangen werden, machen wir grundsätzlich nicht öffentlich.
SPIEGEL ONLINE: Bisher hat die Deutsche Bank nur einzelne Händler entlassen. Vielen Insidern scheint jedoch nur schwer vorstellbar, dass deren Vorgesetzte nichts davon gewusst haben, allen voran der ehemalige Chef des Investmentbankings, Anshu Jain. Fordern Sie in Ihrem Bericht personelle Konsequenzen?
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König: Zu einzelnen Instituten kann ich nichts sagen. Aber wir prüfen natürlich immer auch die Verantwortung der Geschäftsleitung. Und wir verfügen über ein breites Instrumentarium - von einem missbilligenden Schreiben über eine Verwarnung bis hin zu einer Abberufung. Das setzt aber immer voraus, dass eine persönliche Verantwortung des jeweiligen Geschäftsleiters besteht. SPIEGEL ONLINE: Ein internationales Journalistennetzwerk hat gerade das Ausmaß der Steuerhinterziehung in Offshore-Zentren aufgedeckt. Die Banken sollen kräftig geholfen haben, das Geld vor dem Fiskus zu verstecken - auch die Deutsche Bank. Wie lassen sich solche Geschäfte künftig verhindern?
König: Das Problem lässt sich aus meiner Sicht nur auf internationaler politischer Ebene lösen. Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe der BaFin, die Einhaltung des Steuerrechts zu überwachen. Wenn wir aber Anhaltspunkte haben, dass ein Institut systematisch gegen Steuerrecht verstößt oder dabei hilft, werden wir dies bankaufsichtlich untersuchen. Die Banken tragen da eine besondere Verantwortung.
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